Die ROSTOCK SEAWOLVES haben das Ost-Derby gegen den Tabellenführer NINERS Chemnitz am 19. Spieltag der easyCredit Basketball Bundesliga knapp mit 90:94 (44:49) vor 4.228 Zuschauern in der StadtHalle Rostock verloren. In einem intensiven und spannungsgeladenen Schlagabtausch entschied ein Dreipunktewurf von NINERS-Guard Wesley Van Beck (24 Pkt) das Spiel 14,6 Sekunden vor dem Ende. Bei den SEAWOLVES, die verletzungsbedingt ohne Chevez Goodwin und Sid-Marlon Theis auskommen mussten, erzielte das Trio um Wes Clark (25), Derrick Alston Jr. (24) und Tyler Nelson (20) insgesamt 69 Punkte.
ROSTOCK SEAWOLVES gegen NINERS CHEMNITZ 90:94 (44:49)
Von Beginn war Stimmung in der Wolfshöhle. Das lag nicht nur an den rund 80 mitgereisten Chemnitzer Fans, sondern vor allem an den Rostocker Anhängern, die ihr Team nach vorn peitschten. Zwar mussten die SEAWOLVES ohne Chevez Goodwin auskommen, dennoch lieferten sie dem Tabellenführer einen hochklassigen Fight. Beide Teams lieferten sich einen rassigen Schlagabtausch mit hohem Tempo, der eines Derbys würdig war. Und die Wölfe bissen im ersten Viertel richtig zu. Vor allem Wes Clark spielte gegen seinen ehemaligen Club groß auf und sorgte mit fünf Punkten in Folge für ein erstes kleines Polster (17:12, 6. Min). Als kurz darauf Eric Lockett einen Fehlwurf von Chris Carter durch den Ring stopfte, tobte die Halle. Auch defensiv setzten die Gastgeber eine Duftmarke, als Robin Amaize mit einem Chase Down Block einen Korberfolg der NINERS vereitelte. Doch Chemnitz ließ sich davon wenig beeindrucken und bestrafte die kleinsten Rostocker Nachlässigkeiten direkt. Eine 24:16-Führung verpuffte bis zum Viertelende auf drei Zähler (26:23) – und die NINERS drehten das Spiel innerhalb von weniger als drei Minuten mit einem 16:2-Lauf. Plötzlich lagen die SEAWOLVES zweistellig zurück (32:42, 15. Min). Wer nun aber dachte, die Wölfe würden sich aufgeben, sah sich getäuscht: Ein 12:1-Lauf brachte den Wölfen die Führung (44:43, 18. Min) und die Halle zurück. Allerdings antworteten die NINERS und zogen bis zur Halbzeit erneut auf fünf Zähler davon.
Für Clark ging es in der zweiten Hälfte so weiter, wie die erste endete. Nach 14 Zählern in der ersten Halbzeit folgte direkt nach Wiederbeginn ein weiterer Dreier der Rostocker Nr. 10, der sein Team wieder in Schlagdistanz brachte. Voller Hunger gierten die Wölfe nach Punkten – Tyler Nelson traf für drei zum 53:53 (24. Min). Erneut setzten sich die Sachsen leicht ab (55:63, 27. Min), doch es war dem Team von Coach Held anzumerken, dass es sich mit allen Mitteln gegen die sechste Niederlage in Folge stemmte. Und das, obwohl sie nur mit sieben Spielern rotierten, nachdem sich Sid-Marlon Theis in der 8. Minute einen Cut unter dem Auge zuzog und nicht mehr ins Spielgeschehen eingreifen konnte.
Nach drei Abschnitten lagen die SEAWOLVES mit 63:68 zurück. Das Spiel blieb weiter umkämpft und es war lange Zeit nicht abzusehen, welches Team das Parkett als Sieger verlässt. Zunächst glichen die Wölfe durch Freiwürfe von Alston Jr. aus (68:68, 31. Min), ehe der Chemnitzer Guard DeAndre Lansdowne mit sechs Punkten in Serie wieder ein Polster aufbaute. Nelson und Alston Jr. hielten die Wölfe daraufhin im Spiel (76:78, 34. Min) … und dann war da ja noch Wes Clark, der mit sechs Zählern am Stück den Wölfen eine 82:80-Führung (35. Min) bescherte. Bis in die Schlussminute blieb es spannend und hochdramatisch. Fünf Minuten vor Schluss stand es 82:82, drei Minuten vor dem Ende zeigte die Anzeigetafel ein 85:85, eine Minute später leuchtete ein 88:88 auf der LED-Wand. Dann die Schlussphase. Zunächst besorgte Clark 1:37 Minute vor Schluss aus der Mitteldistanz die erneute Rostocker Führung (90:89), Kevin Yebo antwortete auf der Gegenseite (90:91). Dann verlegte Clark eine Korbleger – stattdessen löste sich Chemnitz aus dem Doppeln der Rostocker und fand Wesley Van Beck, der 14,6 Sekunden vor Schluss einen Dreipunktewurf zum Endstand versenkte. Rostocker aufopferungsvoller Kampf wurde somit nicht belohnt in einem packenden Spiel, das keinen Verlierer verdient hat.
Stimmen zum Spiel
Christian Held (Head Coach Rostock): “Glückwunsch an Chemnitz. Ich bin extrem stolz darauf, wie die Mannschaft gekämpft hat unter den Umständen. Wir haben gestern von Chevez’ Ausfall erfahren, im Spiel hat sich Sid nach einer Minute verletzt; er ist im Krankenhaus. Da müssen wir abwarten, wie es ihm geht. Insofern war es sehr schwer. Unter diesen Umständen haben wir alles auf dem Parkett gelassen. Die Jungs haben gefightet. Am Ende entscheidet ein Wurf, der fällt oder nicht fällt, oder ein Ballbesitz das Spiel. Wahrscheinlich hat Chemnitz in solchen Situationen etwas mehr Ruhe, als wir es im Moment haben. Nichtsdestotrotz hat sich die Mannschaft nie aufgegeben und sich immer wieder zurück gefightet. Gegen eine so starke Mannschaft haben wir heute eine sehr gute Leistung gezeigt.”
Gjorgji Kochov (stellv. als Head Coach Chemnitz): “Glückwunsch an die Rostocker Organisation und die Stadt für diese unglaubliche Atmosphäre; ich kann das kaum in Worte fassen. Wir freuen uns, dass wir das Spiel gewonnen haben. Wir können allerdings nicht zufrieden mit unserer Defensive sein. In manchen Situationen waren wir sehr gut, aber die meiste Zeit über haben wir sehr viele Fehler gemacht und Ballverluste verursacht. Am wichtigsten ist für uns der Sieg. Ich wünsche Rostock viel Erfolg für die nächsten Spiele.”
Punkteverteilung
Viertelstände (CHE-HRO): 26:23, 18:26, 19:19, 27:26
Rostock: Alston Jr. (24), Amaize (8), Carter (0), Clark (25), Drews (0), Freitag (nicht eingesetzt), Goodwin (6), Lockett (7), Nelson (20), Theis (0).
Chemnitz: Garrett (9), Gregori (nicht eingesetzt), Kajami-Keane (14), Lansdowne (12), Lockhart (0), Ongwae (0), Richter (11), Uguak (7), van Beck (18), Yebo (23).