Knockout mit der Schlusssirene

Mit der Schlusssirene verloren die ROSTOCK SEAWOLVES in einem umkämpften Spiel gegen die Artland Dragons mit 85:88 (51:35). 1.682 Zuschauer sahen zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten beider Teams in der StadtHalle Rostock. Während die SEAWOLVES die ersten zwanzig Minuten dominierten, gaben sich die Gäste aus Quakenbrück nach dem Seitenwechsel nicht auf und wurden am Ende mit dem vierten Saisonsieg belohnt. Die SEAWOLVES bleiben nach der vierten Niederlage auf dem zehnten Tabellenplatz der 2. Basketball-Bundesliga ProB Nord.

ROSTOCK SEAWOLVES gegen Artland Dragons 85:88 (51:35)

22 Minuten waren gespielt, als Dragons-Center Kenneth Cooper mit seinem fünften Foul das Spielfeld verlassen musste. Zu diesem Zeitpunkt führten die ROSTOCK SEAWOLVES in ihrem Jagdrevier deutlich mit 53:39. Dass die Nummer 15 der Gäste das Spiel indirekt entscheiden sollte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen.

Nach einem frühen 9:0-Lauf setzten sich die Wölfe im ersten Durchgang zweistellig ab (21:10, 5. Min), entschieden die ersten zehn Minuten mit 27:18 für sich und hielten die Spielkontrolle fest in ihren Händen. Genauer gesagt war es US-Guard Jarvis Davis, der das Zepter nicht loslassen wollte: Im zweiten Viertel lief der Spielgestalter der Hausherren heiß und verwandelte vier Dreier in Folge. Die Halle stand Kopf, die Führung wuchs in kürzester Zeit auf 20 Punkte (50:30, 19. Min) an. Davis hatte zur Halbzeit 23 Zähler auf seinem Konto, sein Team lag mit 16 Punkten vorn.

Zu Beginn des dritten Viertels blieben die Wölfe bissig und wollten die Drachen aus dem Artland weiter mit ihrer variablen Zonenverteidigung ärgern – bis Cooper sein fünftes Foul an André Murillo beging. Coach Andreas Barthel beschreibt diese entscheidende Phase so: „Als Cooper mit fünf Fouls das Spiel verlassen musste, haben die Dragons umgestellt und konnten dadurch athletischer und aggressiver spielen. In der Defensive haben wir Dinge nicht so umgesetzt, wie wir sie uns vorgestellt haben.“ Zwar konnten die SEAWOLVES in der 23. Minute nach Freiwürfen auf 57:39 davonziehen, überließen dann aber allmählich dem Gegner das Spiel. Hinzu kam der Ausfall von Luka Buntić, der in der 25. Minute umgeknickt war und nicht weiterspielen konnte. Eine genaue Diagnose steht noch aus.

Bis zum Schluss des dritten Viertels legten die Dragons einen 20:9-Lauf hin, nach Coopers Ausscheiden lief der Offensivmotor der Gäste bis zum Spielende auf Hochtouren; mit 49:28 Punkten entschieden die Drachen die letzten 18 Minuten für sich. Entscheidender Spieler für dieses Comeback war Benjamin Fumey, der für Cooper ins Spiel gekommen war und nach seiner Einwechslung 20 Punkte und sechs Rebounds erzielte. Im Schlussviertel war er es, der sein Team mit elf Zählern fast im Alleingang heran- und schließlich in Führung brachte.

Das schon fast gewonnen geglaubte Spiel glitt den SEAWOLVES in der 33. Minute aus den Händen, als Fumey und Chris Frazier die Quakenbrücker zur ersten Führung seit der Anfangsphase schossen (68:71). Die SEAWOLVES, die im dritten Viertel nur einen Feldwurf (Franz Winkler zum 62:52, 26. Min) verwandelten (die anderen Punkte kamen durch Freiwürfe zustande), hatten auch im Schlussviertel Probleme, zum Abschluss zu kommen. Erst 6:09 Minuten vor dem Ende traf Daniel Lopez für die SEAWOLVES aus dem Feld. Nun waren es die Hausherren, die Moral beweisen mussten, um den Rückstand aufzuholen. Zwei Minuten vor Schluss schien der sicher geglaubte Sieg in weite Ferne gerückt, als sie mit 75:82 zurücklagen. Dann aber stand André Murillo zwei Mal an der Dreipunktelinie frei, drückte ab und traf – 78 Sekunden vor Schluss stand es nur noch 81:82 aus Sicht der Wölfe. Als das Davis 40 Sekunden vor dem Ende einen Korbleger zum 83:82 verwandelte, stand die StadtHalle Rostock Kopf. Plötzlich war der Sieg wieder in greifbarer Nähe.

Doch das Drama nach seinen Lauf. Rostock kam trotz mehrerer Fehlwürfe der Dragons nicht in Ballbesitz, so dass Gregory Graves zehn Sekunden vor Schluss einen Dreipunktewurf trotz Fouls zum 83:85 zur erneuten Führung traf. Murillo, der zuvor die Wölfe wieder herangebracht und nun das Foul begangen hatte, avancierte zum tragischen Helden. Zum Glück traf Graves den Bonusfreiwurf nicht. Der lange Rebound landete bei Davis, der gefoult wurde und bei 9,7 Sekunden Restzeit an die Linie trat. Er traf beide Freiwürfe sicher zum 85:85-Ausgleich. Nach einer Dragons-Auszeit erhielt Matt Reid den Ball, dribbelte Richtung Dreipunktelinie, stieg gegen Murillo hoch und warf in hohem Bogen Richtung Korb. Der Ball knallte gegen das Brett und ratterte durch den Korb, als die Schlusssirene ertönte. Die Zuschauer und SEAWOLVES-Fans waren geschockt; die 30 mitgereisten Dragons-Anhänger jubelten mit ihrem Team, das den SEAWOLVES eine bittere 85:88-Heimniederlage in allerletzter Sekunde zugefügt hatte.

Jarvis Davis sammelte insgesamt 29 Punkte. André Murillo kam auf 22 Zähler und sieben Rebounds. Neuzugang Jovonni Shuler stand in der Startformation; er kam auf acht Punkte und acht Rebounds. Bei den Artland Dragons punkteten vier Spieler zweistellig. Benjamin Fumey glänzte mit 28 Punkten und elf Rebounds. Matchwinner Matt Reid kam auf 15 Zähler und sechs Assists, Gregory Graves beendete die Partie mit 15 Zählern und sieben Rebounds. Zwar konnten die SEAWOLVES das Rebound-Duell deutlich mit 47:29 für sich entschieden, ließen jedoch insgesamt 13 Punkte (26/39 FT) an der Freiwurflinie liegen. Die Dragons trafen 15 Dreipunktewürfe und leisteten nur sechs Verluste (13 Ballverluste bei Rostock).

„Wir haben in der ersten Halbzeit gegen ein Top-Team der Liga einen überragenden Job abgeliefert. Im Vergleich zum Spiel gegen Wolfenbüttel haben wir auch in der zweiten Halbzeit eine Energieleistung, speziell bei den Rebounds, gezeigt. Trotzdem müssen wir auch in der Lage sein, ein Spiel nach einer längeren guten Phase im dritten Viertel früher zu entscheiden. Dass am Ende ein Dreier mit der Hand im Gesicht und im Rückwartsfallen mit Brett reinfällt, ist sehr bitter für uns“, fasste Cheftrainer Andreas Barthel die nervenaufreibende Partie zusammen.

Das nächste Heimspiel wird am Samstag, den 12. November, um 19:30 Uhr in der StadtHalle Rostock ausgetragen. Dann empfangen die SEAWOLVES um 19:30 Uhr die Citybasket Recklinghausen. Gegen das Team aus dem Ruhrgebiet gingen die letzten drei Vergleiche knapp verloren. Karten gibt es auf http://tickets.seawolves.de und an den bekannten Vorverkaufsstellen.

Viertelstände (HRO-ART): 27:18, 24:17, 15:24, 19:29

Ausführliche Statistiken zum Spiel

Punkteverteilung der ROSTOCK SEAWOLVES:

Buntić (8), Davis (29), Hellmann (0), Lange (nicht eingesetzt), Lopez (6), Murillo (22), Rivers (3), Shuler (8), Slavchev (0), Vogt (4), Winkler (5).

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