SEAWOLVES gewinnen die nächste Overtime-Schlacht

Die ROSTOCK SEAWOLVES drehten ein fast verloren geglaubtes Spiel noch in einen Sieg. 26 Sekunden vor Schluss lagen die Wölfe mit fünf Punkten zurück, retteten sich gegen den Aufsteiger Tigers Tübingen in die Verlängerung und setzten sich mit 108:103 (39:33, 93:93) vor 4.435 Zuschauern in der StadtHalle Rostock durch. Derrick Alston Jr. erzielte einen persönlichen Saisonbestwert von 29 Punkten, Tyler Nelson knackte mit 23 Zählern sogar seinen persönlichen BBL-Punkterekord. Chris Carter legte mit elf Punkten und elf Assists ein Double-Double auf. Bei den Gästen kam Jhivvan Jackson auf 32 Punkte und neun Assists. Die SEAWOLVES kletterten nach dem zweiten Saisonsieg in der easyCredit Basketball Bundesliga auf den neunten Tabellenplatz.

ROSTOCK SEAWOLVES gegen Tigers Tübingen 108:103 OT (39:33, 93:93)

Beide Teams begannen mit hohem Tempo und suchten schnell den Abschluss. Doch zunächst war der Korb auf beiden Seiten wie vernagelt. Es dauerte mehrere Angriffe, bis die ersten Zähler auf der Anzeigetafel aufleuchteten. Die Gäste aus Süddeutschland hatten zunächst mehr Wurfglück (5:10, 4. Min), ehe die SEAWOLVES ins Laufen kamen und einen 9:0-Lauf für die erste Führung des Nachmittags hinlegten (14:10, 6. Min). In der 6. Spielminute kam es zur Einwechslung des Rostocker Neuzugangs Wes Clark, der sich seine neuen Teamkameraden mit guten Pässen in Szene setzte. Derrick Alston Jr. erhöhte den Rostocker Vorsprung in der 8. Minute per Dreier auf 17:12. Daraufhin traf auch Clark unter tosendem Beifall einen Dreier für seine ersten Zähler im Trikot der Wölfe.

Im zweiten Viertel hielten beide Teams die Intensität hoch, so dass Korberfolge schwer erkämpft werden mussten. Die Fans in der Rostocker Arena sahen viele Freiwürfe auf beiden Seiten und einen offenen Schlagabtausch. Bei den Rostockern ragte Alston Jr. mit 15 Zählern zur Pause heraus, bei den Tübingern war es Mateo Seric (10 Pkt). Zur Halbzeit führten die SEAWOLVES mit 39:33.

Im dritten Viertel setzten sich die SEAWOLVES dank Treffern von Matt Bradley auf 45:38 (22. Min) ab, doch die Gäste kämpften sich durch starke Defensive und schnelles Umschaltspiel zurück ins Spiel (45:45, 23. Min). Coach Christian Held nutzte daraufhin eine Auszeit, um die Wölfe neu einzuschwören – und es gelang. Der SEAWOLVES-Express rollte wieder. Tyler Nelson und Alston Jr. waren maßgeblich daran beteiligt, dass die Rostocker Fans einen zwischenzeitlichen 58:50-Vorsprung bejubeln konnten. Doch die Tigers aus Tübingen blieben bissig und verkürzten bis zum Viertelende auf 60:59.

Robin Amaize eröffnete den vierten Abschnitt mit einem Dreier (63:59, 31. Min), doch Tübingen antwortete postwendend mit einem Dreier von Timo Lanmüller und einem akrobatischen Korbleger von Jhivvan Jackson zum Führungswechsel (63:64, 32. Min). Fast schien den Wölfen das Spiel aus den Händen zu gleiten, doch als Alston Jr. bei einem erfolgreichen Dreier gefoult wurde und den anschließenden Bonusfreiwurf zum 73:73 (34. Min) verwandelte, keimte die Hoffnung wieder unter den Zuschauern. Doch die Tigers blieben gierig und zogen immer wieder leicht davon. Auch der gut aufgelegte Chevez Goodwin, der sein Team mit sieben Zählern in Serie im Spiel hielt, konnte das Momentum der Schwaben nicht beenden. Die SEAWOLVES hingegen gaben sich nicht auf. Auch als Jackson den Tübinger Vorsprung 26 Sekunden vor Schluss auf fünf Zähler ausbaute (86:91), blieben die Wölfe voller Hoffnung auf einen Heimsieg. Zunächst verwandelte Nelson drei Freiwürfe, nachdem er beim Dreier gefoult wurde, dann verkürzte Chris Carter per Freiwurf und verwarf den zweiten Wurf absichtlich, um sich den eigenen Fehlwurf zu schnappen. Eric Lockett servierte den Ball sodann auf den in der Ecke freistehenden Alston Jr., der zum 93:93-Ausgleich traf. Die Halle stand Kopf! Auf Tübinger Seite verfehlte Jackson den potenziellen Siegtreffer, sodass die Verlängerung eine Entscheidung herbeiführen musste.

In der Verlängerung hatten beide Teams mit Foulproblemen zu kämpfen, wenngleich die SEAWOLVES mit der Unterstützung des eigenen Publikums im Rücken nun mehr Energie aufs Parkett brachten. Auch in den fünf Zusatzminuten ging es zunächst hin und her – im gesamten Spiel wechselte 17 Mal die Führung. Dann aber sorgten Eric Lockett mit starker Rebound-Arbeit und dem richtigen Riecher in Korbnähe wie auch die Nervenstärke Carters und Nelsons für den umjubelten Sieg der SEAWOLVES.

Stimmen zum Spiel

Christian Held (Coach Rostock): “Vielen Dank für die Glückwünsche. Es war definitiv ein schweres Spiel heute. Wir haben es defensiv in  der ersten Halbzeit sehr gut gemacht; das haben wir in der zweiten Halbzeit dann so nicht mehr hinbekommen, vor allem gegen Jackson gelang es aufgrund unserer Foul-Problemen. Man hat uns angemerkt, dass wir mittlerweile relativ viele Spiele haben und wir einen Glauben entwickeln, solche Spiele noch drehen zu können. Ansonsten kann man so ein Spiel nicht drehen. Ich bin sehr glücklich für die Mannschaft, dass wir das Spiel gewinnen konnten. Jetzt muss man daraus lernen. Ich glaube, wir haben gerade im vierten Viertel bzw. allgemein in der zweiten Halbzeit viel zu viele Punkte abgegeben. Das darf uns so nicht passieren. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass die Fans am Ende ein sehr mitreißendes Spiel gesehen haben. Wir sind bis dato zuhause noch ungeschlagen. Darauf können und wollen wir aufbauen. Jetzt geht es darum, die Minuten, in denen wir unser Spiel umsetzen können, wieder zu verlängern. Dazu haben wir die nächste Chance am Mittwoch in Jonava in Litauen.”

Danny Jansson (Coach Tübingen): “Gratulation an Rostock. Es war definitiv nicht das schönste Spiel, aber es war bis zum Ende verdammt spannend. Für uns ist es ein bisschen frustrierend, denn ich weiß nicht, ob es das Klügste ist, Spiele abzuschenken, die man bereits gewonnen hat, weil man am Ende fünf Punkte Vorsprung hat, und dann machen wir ein paar wirklich entscheidende Fehler, einer davon ist der folgende: Am Ende lassen wir die Uhr nicht laufen und verlieren dann einen ganz entscheidenden Rebound, und am Ende verlieren wir in der Verlängerung zwei oder drei ganz entscheidende Rebounds, die uns das Spiel kosten. Wir müssen einfach weitermachen und hoffen, dass wir diese Ausgangslage bald wieder erreichen und das nächste Mal versuchen, ins Ziel zu kommen.”

Statistiken zum Spiel

Viertelstände (HRO-TUB): 22:17, 17:16, 21:26, 33:34, 15:10

Punkteverteilung:

Rostock: Aidenojie (nicht eingesetzt), Alston Jr. (29), Amaize (5), Bradley (8), Carter (11), Clark (3), Drews (1), Goodwin (18), Kolo (0), Lockett (6), Nelson (23), Theis (4).

Tübingen: Akobundu-Ehiogu (6), Boeheim (19), Darko-Kelly (8), Ersek (5), Jackson (32), Jönke (0), Keppeler (2), Lanmüller (11), Masters (4), Otto (nicht eingesetzt), Seric (16).