Beinahe hätten die ROSTOCK SEAWOLVES die Festung der heimstarken Iserlohn Kangaroos gestürmt. Wie schon im Vorjahr reichte die reguläre Spielzeit von 40 Minuten nicht aus, um einen Sieger zu ermitteln. Die Wölfe mussten sich nach aufopferungsvollem Kampf nach Verlängerung mit 88:93 (38:34, 74:74) geschlagen geben. Neben Topscorer Jarvis Davis, der 24 Zähler sammelte und die SEAWOLVES mit drei erfolgreichen Freiwürfen kurz vor Schluss in die Verlängerung schoss, punkteten vier weitere Rostocker zweistellig. Bei den Hausherren kam Terrell Harris auf 26 Punkte.
Iserlohn Kangaroos gegen ROSTOCK SEAWOLVES 93:88 n.V. (34:38, 74:74)
„Wir haben es geschafft, über 35 Minuten das aufs Parkett zu bringen, was wir uns vorgenommen hatten. Am Ende konnten wir uns nicht mit dem Sieg belohnen“, bilanzierte SEAWOLVES-Coach Andreas Barthel. Sein Team startete entschlossen in die Partie vor 600 Zuschauern in der Neuen Hemberghalle. Mit einer Zonenverteidigung zwangen sie die Iserlohner zu Distanzwürfen – und waren selbst von jenseits der Dreipunktelinie erfolgreich: Im ersten Viertel landeten vier von sieben Dreipunkteversuchen im Korb. Jarvis Davis bestimmte die ersten Minuten. Er brachte die Wölfe mit 11:7 (5. Min) in Führung. Anschließend verlagerten die SEAWOLVES das Spiel unter den Korb. Vor allem David Rivers übernahm nun Verantwortung und erzielte zehn Punkte in Folge. Der US-Forward hatte maßgeblichen Anteil daran, dass aus einer 15:13-Führung innerhalb von knapp zwei Minuten ein 25:13-Vorsprung (8. Min) resultierte. Mit einer zweistelligen Rostocker Führung gingen beide Teams in die Pause.
Nach dem treffsicheren ersten Durchgang, in dem Rostock 59 Prozent seiner Feldwürfe traf und Iserlohn lediglich 35 Prozent, verlagerten nun auch die Hausherren ihr Spiel nach innen. Iserlohns Hüne Moussa Kone markierte im zweiten Viertel sechs seiner insgesamt 16 Zähler des Abends – und Iserlohn kämpfte sich langsam wieder heran. Zwar kontrollierten die Rostocker weiterhin das Spielgeschehen, passten den Ball geduldig und suchten offene Würfe, doch auch die Kangaroos fanden nun immer wieder Lücken in der SEAWOLVES-Abwehr. In der 17. Minute führten die Gäste nur noch mit 34:30. Mit vier Punkten Unterschied – 38:34 aus SEAWOLVES-Sicht – verabschiedeten sich beide Teams in die Kabine.
Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich ein spannendes Spiel. Iserlohn wehrte sich nach Kräften, Rostock blieb im dritten Abschnitt weiter auf Schlagdistanz. Ab der 27. Minuten startete die Dramatik, die die Zuschauer bis zum Ende fesseln sollte. Die SEAWOLVES lagen nach erfolgreichen Dreiern von Franz Winkler und Luka Buntić mit 53:46 (27.) vorn, ehe das Iserlohner US-Duo um Kone und Terrell Harris übernahm. Harris setzte einen Dreier, Kone dunkte – die Halle erwachte und stand plötzlich lautstark hinter ihrem Team, als es erstmals seit der Anfangsphase wieder die Führung übernahm. So gingen die SEAWOLVES mit einem 56:57-Rückstand in die letzten zehn Minuten.
Die Kangaroos waren nun drauf und dran, den Wölfen das Spiel aus den Fängen zu reißen. Youngster Sören Fritze verwandelte zwei Würfe in Folge zum Ausgleich (67:67, 36.). Für die restlichen Iserlohner Punkte des Viertels sorgte Harris im Alleingang. Die SEAWOLVES blieben in dieser Phase über viereinhalb Minuten ohne Punkte und konnten durch Treffer von André Murillo und Jarvis Davis ausgleichen (71:71, 39.). 31 Sekunden vor Schluss explodierte die Halle, als Harris’ Dreier durch den Ring zischte – 74:71 für Iserlohn. Im Getümmel ertönte wenig später die Schlusssirene. Heimische Fans feierten bereits, als die Schiedsrichter den SEAWOLVES drei Freiwürfe zusprachen. Davis trat an die Linie und hatte die Chance, sein Team in die Verlängerung zu retten. Vor einem Jahr erlebte SEAWOLVES-Spieler Matt Hunter die gleiche Situation, auch er stand am Spielende an der Freiwurflinie und hätte das Spiel mit zwei von drei Treffern zugunsten der Wölfe entscheiden können – damals traf Hunter nun einen Freiwurf, es ging in die Verlängerung und die Wölfe unterlagen mit 73:77.
In der Extraschicht setzten sich die Gastgeber nach zwei erfolgreichen Dreiern von Thomas Reuter und sicher verwandelten Freiwürfen auf neun Zähler ab (76:85, 43.), ehe die Wölfe eine letzte Aufholjagd starteten. Zwar verkürzte Winklers Dreier den Rückstand 26 Sekunden vor Schluss auf 83:87, doch die Iserlohner Treffsicherheit von der Linie (16/19 FT, 84%) entschied letztlich über den Ausgang. Die ROSTOCK SEAWOLVES, die mit 15 verwandelten Dreiern eine neue interne ProB-Bestmarke aufstellten, unterlagen mit 88:93 nach Verlängerung und müssen die dritte Niederlage im vierten Saisonspiel verkraften. Damit stehen die Norddeutschen auf dem elften Tabellenplatz.
„Es war entscheidend, wie wir uns in den letzten zehn Minuten sowohl spielerisch als auch charakterlich präsentiert haben. Wir müssen in solchen Situationen etwas smarter sein. Deswegen ist es umso bitterer, mit einer Niederlage nach Hause fahren zu müssen. Dieses Spiel hat uns gezeigt, wo wir uns basketballerisch verbessern müssen“, erklärte Coach Barthel und bezog sich damit auf die 20 insgesamt Ballverluste seines Teams, die desolate Freiwurfquote von nur 47% (7/15 FT) und defensive Abstimmungen, um Korbleger des Gegners besser zu verteidigen.
Bester Werfer der SEAWOLVES war Jarvis Davis mit 24 Punkten. Luka Buntić kam auf sein erstes Double-Double im Rostocker Trikot (12 Punkte, 10 Rebounds). Franz Winkler erzielte zwölf Punkte. André Murillo und David Rivers sammelten jeweils elf Zähler. Bei den Gastgebern punkteten neben Terrell Harris (26) auch Thomas Reuter (19), Moussa Kone (16) und Sören Fritze (13) zweistellig.
Für die SEAWOLVES stehen nun zwei Heimspiele in Folge auf dem Programm. Am Sonntag (23.10.) um 16:00 Uhr reisen die Herzöge Wolfenbüttel nach Rostock, am Freitag (28.10.) um 19:30 Uhr sind die Artland Dragons zu Gast in der StadtHalle Rostock. Karten für diese Partien gibt es auf http://tickets.seawolves.de und an den bekannten Vorverkaufsstellen.
Viertelstände (IS-HRO): 15:26, 19:12, 23:18, 17:18, 19:14
Punkteverteilung ROSTOCK SEAWOLVES:
Luka Buntić (12), Jarvis Davis (24), Sven Hellmann (1), Tobias Lange (nicht eingesetzt), Daniel Lopez (2), André Murillo (11), David Rivers (11), Ivo Slavchev (7), Tim Vogt (8), Franz Winkler (12)