Kapitän Jens Hakanwitz spricht vor dem Saisonstart der ROSTOCK SEAWOLVES über seinen Werdegang, die Rolle des Rudelführers und das Abenteuer 2. Basketball-Bundesliga.

Wenn man deine Vita anschaut, fällt auf, dass du viel Zeit in der Bremer Region verbracht hast. Trotzdem bist du Däne. Kannst du die Leser aufklären?

Jens Hakanowitz: Als ich zehn Jahre alt war, bin ich nach Deutschland gezogen, weil mein Vater in Deutschland einen Job bekommen hatte. Nach drei Jahren im Münsterland sind wir dann 1993 nach Bremen gezogen. Dort ging es dann mit meiner basketballerischen Laufbahn los. Weil meine Mutter mit Basketball anfing, hatte sie mich irgendwann mal mitgenommen und dann haben sie gleich gesagt: Mensch, du bist ja groß (lacht), also ganz klassisch. Und so bin ich da dann hängen geblieben und hatte das Glück, dass ich im Alter von 15 Jahren einen ukrainischen Trainer im Verein hatte – Natan Barg hieß er. Wir waren dann gleich eine Truppe, die unter ihm über vier, fünf Jahre sehr intensiv trainierte. In den Sommerferien mehrmals täglich, B-Jugend, A-Jugend, Herren, alles gleichzeitig. Obwohl ich mit 15 Jahren relativ spät angefangen habe, habe ich dann nur noch Basketball gespielt und mich dann stetig verbessert.

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… und dann hast du es bis in die dänische Nationalmannschaft geschafft.

Genau. Mit 15 Jahren habe ich mit dem Basketball begonnen und dann am Anfang extrem viel Zeit reingesteckt, also nach der Schule nichts anderes gemacht. Nach fünf Jahren bei Coach Natan hatten wir dann 2000/2001 in Bremen eine Mannschaft, die in die Basketball-Bundesliga aufgestiegen war. Da war ich Anfang 20. Ich wechselte also zur besten Mannschaft der Stadt. Ich habe die Mannschaft in den letzten Jahren dann auch als Kapitän angeführt. 2004, als ich 24 Jahre alt war, kam der erste Kontakt zur dänischen Nationalmannschaft.

Bis 2009 hast du in der Region Bremen Basketball gespielt…

Richtig. Ich hatte nach meinem ersten Zweitligajahr viele Angebote von anderen Vereinen vorliegen, habe mich aber für Bremen entschieden, weil ich dort ein Studium im Wirtschaftingenieurwesen angefangen hatte. Also habe ich die Bremer Roosters fast komplett vom ersten Zweitligajahr bis zum Konkurs 2009 begleitet, bis auf einen Auslandsaufenthalt in Südafrika und ein Jahr bei den Eisbären Bremerhaven. 2009 habe ich dann eine neue Herausforderung gesucht und dann für zwei Jahre in Kopenhagen bei den Hørsholm 79ers gespielt.

Jetzt geht es in dein drittes Jahr in Rostock. Was ist dir bisher in Erinnerung geblieben?

Das ist nicht so schwierig (lacht). Das größte und schönste Erlebnis war der Aufstieg in die ProB. Ich muss aber betonen, dass die gesamte Entwicklung des Vereins in der Summe am schönsten ist. Wenn man vergleicht, wo wir vor drei Jahren waren und heute sind und was für ein Hype um die SEAWOLVES entstanden ist, kann man schon stolz sein, dass man seinen Teil dazu beigetragen hat und ein Teil davon ist.

Im Spiel gegen Alba Berlin, als die SEAWOLVEs in der letzten Saison die Meisterschaft perfekt gemacht hatte, hast du einen doppelten Jochbeinbruch erlitten. Ist alles gut verheilt? Beeinträchtigt dich das irgendwie beim Basketballspielen?

Ich merke nichts mehr. Ich hatte einen doppelten Bruch und war einige Zeit im Krankenhaus. Ich konnte eine zeitlang keinen Basketball mehr spielen. Ich habe seitdem eine Stahlplatte unter dem Auge, die alles fixiert. Es beeinträchtigt mich nicht.

Mit 34 Jahren bist nicht mehr der Jüngste. Wie viele Jahre bleibst du noch am Ball?

Das ist immer schwer zu beantworten. Nach meiner Zeit in Dänemark bei den 79ers hatte ich gedacht, dass ich mit Basketball aufhöre. Dann habe ich eine Weltreise mit meinem Bruder gemacht, aber während dieser Auszeit habe ich gemerkt, dass es weiterhin kribbelt. Ich habe mal aufgehört und bin mit 31 Jahren zurückgekommen. Jetzt ist auf jeden Fall mein Ziel: Solange mein Körper mitspielt und der Trainer sagt, dass er mich braucht, werde ich auch zur Verfügung stehen.

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Vor allem auch als Kapitän. Was zeichnet für dich einen Kapitän aus?

Ein Kapitän muss nicht in jedem Team die gleiche Rolle erfüllen. Es liegt immer an den Bedürfnissen der jeweiligen Mannschaft und was von ihrem Kapitän erwartet und gebraucht wird. An erster Stelle steht natürlich das klassische Wort „Leadership“. In meinem Fall kommt hinzu, dass ich signifikant älter bin als der Rest des Teams, vielleicht mit Ausnahme von Sven (Hellmann) und Bogi (Jörn Boghöfer). Außerdem habe ich schon etliche Jahre in der zweiten Liga verbracht. Ich habe viele Erfahrungen aus diesen Ligen, die ich dann an unsere Mannschaft vermitteln kann. Ansonsten verstehe ich mich mehr als Bindeglied zwischen Mannschaft, Trainer und Verein. Ich versuche, die Sorgen und Nöte der Spieler aufzunehmen und die Situation für sie dann zu verbessern, falls es Probleme gibt. Ansonsten versuche ich immer, mit positivem Beispiel voranzugehen.

Welche Eindrücke hast du vom Team vor dem Start in die ProB-Saison?

Wir haben den Meisterschaftskader vom Vorjahr zum größten Teil halten können und uns gezielt verstärkt. Ich bin bisher sehr positiv angetan von unseren Neuzugängen. Mir ging es in erster Linie darum, dass wir die positive Grundstimmung aus dem letzten Jahr fortführen. Das kann man nicht immer planen. Das sieht bis jetzt sehr gut aus. Das war für mich das Wichtigste. Die sportlichen Ergebnisse, die ich mit dieser Mannschaft erwarte, sind noch nicht abzuschätzen. Dafür ist es noch viel zu früh. Fakt ist: Wir sind neu in der Liga und wir müssen uns erstmal beweisen. Ich denke, dass wir hierfür auf jeden Fall eine schlagkräftige Truppe haben, mit der es uns gelingen sollte, ein Wort in der Liga mitzureden.