Seit Jahren ist die Integration von ausländischen Mitbürgern in die Gesellschaft ein großes Thema, welches in Politik und Wirtschaft für viel Diskussionsbedarf sorgt. Politiker, soziale Einrichtungen, Toleranz- und Integrationsorganisationen entwickeln Tag für Tag neue Konzepte, um jungen Menschen die Eingliederung in die Gesellschaft zu erleichtern. Auch der EBC Rostock unterstützt ein solches Projekt seit mehreren Jahren und gibt ausländischen Mitbürgern ein neues Zuhause. Seit zwei Jahren ist Justas Rimkus fester Bestandteil des Vereins und hat sich in kürzester Zeit zu einem echten Sympathieträger auf und neben dem Feld entwickelt. Der 24-jährige Litauer plaudert im Interview über seine Lieblingssportart, das Leben in Deutschland und gibt einen Einblick in seine Lebensgeschichte.
Justas, was hat dich dazu bewegt, Litauen zu verlassen und nach Deutschland zu kommen?
Vor ungefähr 5 Jahren bin ich zusammen mit meiner Mutter und Schwester nach Deutschland gezogen. Der Grund für den Umzug war damals die Perspektive auf ein besseres Leben. Meine Mutter hat ein Jobangebot im Pflegebereich bekommen, woraufhin wir dann nach Stuttgart gezogen sind. Mein persönliches Ziel war es immer, ein Profibasketballer zu werden und zeitgleich ein Studium anzufangen. In Litauen ist es sehr schwierig, einen geeigneten Studienplatz zu finden und auch zu bezahlen.
Was sind die größte Unterschiede zwischen dem Leben in Litauen und Deutschland?
Das Leben in Litauen ist etwas entspannter. Du verdienst zwar deutlich weniger Geld, legst aber Wert auf andere Sachen. Ein großer Punkt ist die Familie und Freunde. Man verbringt viel Zeit mit ihnen und genießt einfach das Leben. Du denkst nicht an die materellen Dinge, aber ohne Geld kannst du dir auch nicht so viel leisten. In Deutschland sind es die kleinen Dinge, die die Leute hier nicht für so wichtig empfinden oder als selbstverständlich ansehen. Zum Beispiel, dass jeder krankenversichert sein muss und dir schnell geholfen wird. Hier musst du vielleicht mehr arbeiten, um mehr Geld zu verdienen, aber ich finde, das Geld gibt dir ein Stück Freiheit.
Wie bist du zum Basketballsport gekommen?
In Litauen ist Basketball ist wie eine Religion. Basketball ist die Sportart Nummer eins und jeder betreibt sie. Ich war schon als kleiner Junge der größte in meinem Jahrgang. Mein Papa hat mich damals mitgenommen zu einem Probetraining in der Schule. Mir hat es von Beginn an gleich Spaß gemacht und ich bin immer noch mit großer Leidenschaft dabei.
Warum bist du nach Rostock gezogen und hast beim EBC Rostock e.V. angefangen zu arbeiten?
Mehr oder weniger durch einen Zufall. Meine damalige Freundin ist zum Studieren nach Rostock gezogen. Sie hat direkt neben der Geschäftsstelle des EBC Rostock gewohnt. Ich habe mich über diesen Verein informiert und mitbekommen, dass Malte Headecke, den ich noch aus meiner Zeit bei den Merlins Crailsheim kannte, dort arbeitet. Er hat mir berichtet, wie toll dieser Verein ist und dass sie immer auf der Suche nach guten Basketballspielern sind. Also habe ich mein Glück versucht und beim Club vorgesprochen. Die Verantwortlichen haben mir eine Chance gegeben mich beweisen zu können. Nicht nur auf dem Basketballfeld, sondern auch im Nachwuchsbereich gebe ich meine Erfahrungen an junge Spieler weiter und arbeite mit großer Freude als Kinder- und Jugendtrainer.
Welche Rolle spielt Basketball in deinem Leben?
Seit ich klein bin, spiele ich Basketball und wollte immer ein Profispieler werden, in den höchsten Ligen der Welt spielen und mit dem Sport mein Geld verdienen, ein Traum, den wohl jeder Sportler hat und verfolgt. Mit sieben Jahren begann ich beim Heimatverein Sporto Centras in Naujosios Akmenes. Dort durchlief ich viele Jugendteams bis hoch zu den 1. Herren. Durch meine effektive sowie kraftvolle Spielweise machte ich mir einen Namen. 2015 zog ich zusammen mit meiner Familie nach Deutschland. Dort spielte ich beim PSG Pforzheim, der BSG Ludwigsburg und den Crailsheim Merlins, bevor ich 2016 dem Angebot des britischen Erstligisten Leeds Force folgte. Jetzt bin ich seit 2017 in Rostock und spiele für den EBC Rostock. Ich habe dem Sport viel zu verdanken, habe aber auch sehr viel Zeit, Kraft und Ausdauer investiert. Auch wenn ich jetzt vielleicht nicht mehr den Sprung in die höchsten Ligen schaffe, macht mir das ganze noch verdammt viel Spaß.
Fühlst du dich in Rostock wohl?
Rostock ist auf jeden Fall meine Stadt. Ich lebe jetzt seit zwei Jahren hier und habe alles, was ich brauche, wie Basketball, Freunde und genussvolles Essen. Auch größere Städte wie Hamburg oder Berlin sind von Rostock für Konzertbesuche aus schnell zu erreichen. Des Weiteren habe ich im Sommer meine Trainerlizenz erfolgreich abgeschlossen und zusätzlich den Sprachkurs in Deutsch bestanden. Darüber bin ich sehr glücklich bin. Die Hansestadt mit ihrem maritimen Flair und dem Wasser erinnert mich oft an meine Heimatstadt Naujosios Akmenes in Litauen.
Was sind deine Ziele in den nächsten Jahren?
Auf jeden Fall möchte ich noch mehr von der Welt sehen und nach dem Basketball einen guten Job finden. Ich möchte gern im Sportbereich tätig sein, vielleicht ein Studium im Bereich Sportmanagement absolvieren oder weiterhin als Trainer arbeiten. Aktuell macht mir die Arbeit als Nachwuchstrainer sehr viel Spaß. Wir feiern kleine wie große Erfolge mit unseren Mannschaften und geben alles für die Entwicklung des Vereins. Ich möchte noch vieles erleben und deswegen bin ich für alles offen.